Ich war ziemlich enttäuscht: als eine der Jüngsten meines Jahrgangs hatte ich bislang nur zugucken können, wie so viele meiner Mitschüler mit ihrem eigenen Kleinwagen zur Schule kamen. Und das wollte ich auch. Naja, zur Schule fahren vielleicht nicht, wohnte ich doch bloß eine viertel Stunde von ihr entfernt. Aber einfach mal fahren, zu Freunden, ins Kino, zum Sport, das wollte ich schon. Aber das war nicht drin. Ganz gleich, wo ich hin wollte, mein Vater saß autoritär daneben, beobachtete jede noch so kleine Bewegung, kommentierte jede Kleinigkeit, die ich für völlig belanglos hielt: "Nicht am Radio werkeln, während du fährst!" oder "Lass gefälligst beide Hände am Lenkrad!" oder auch "Wie hast du parken gelernt? Meinst du, die Außenspiegel sind Dekoration oder was?"
Ich war damals überaus genervt von alledem, machte aber, wie mir gesagt wurde. Und siehe da, nach etwa einem Jahr war es soweit, meine erste eigenständige Autofahrt stand an. Es begann mit kurzen Strecken: jemanden abholen, jemanden absetzen, eben einkaufen fahren. Es passierte nichts und das schürte Vertrauen. Es folgten Fahren zum Tierarzt, in andere Großstädte oder zum Flughafen. Und was ich immer im Hinterkopf behielt war zum einen die Freude, endlich alleine fahren zu dürfen und es auch gut zu machen und zum anderen die Angst, sollte ich irgendeinen Mist bauen, würde beim nächsten Mal wieder mein Vater neben mir sitzen und mir verbieten, das Radio zu bedienen. Und ich hörte verdammt gern Radio!
Im Nachhinein denke ich, es gab durchaus auch gute Momente: mein Vater zwang mich nie, genau 50km/h in der Stadt zu fahren. Er meinte, solange ich es nicht übertrieb, sollte ich dem Fahrfluss folgen und nicht den Verkehr aufhalten. Er nahm mich auf Autobahnstrecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung mit, damit ich mir über Geschwindigkeit Gedanken machte und meine Grenzen kennen lernte. Er ließ mich von Zeit zu Zeit richtige "Kick-Downs" machen, die fast schon den Tacho sprengten. Und wir fuhren meist die große Runde nach Hause. Und mein Vater nannte mir jeden Blitzer, den er kannte und machte sich mit mir einen Spaß daraus, hinter dem Blitzer noch etwas Gas zu geben. Das hat mir großen Spaß gemacht.
Im Nachhinein bin ich ganz froh, dass meine Eltern es haben so langsam angehen lassen. Denn hätte ich sofort die Möglichkeit gehabt, alleine irgendwohin zu fahren, hätte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn sicherlich das eine oder andere übersehen und mich in einige gefährliche Situationen gestürzt, ohne es selbst zu bemerken. Ich brauche nur daran zu denken, wie viele Unfälle und Fahrverbote es in meiner Stufe gab.
Bis heute hatte ich nicht einen Unfall, selbstverschuldet und nicht, keinen einzigen Strafzettel, ich wurde nie geblitzt und habe auch noch nie eine rote Ampel übersehen. Durch meinen Vater habe gelernt, eine Harmonie zwischen Fahrspaß und Verkehrsregeln zu finden, die mir zusagt und niemand schadet.
Die Idee, zusätzliche Fahrstunden einzuführen, finde ich an sich okay. Denn so verliert man nicht gleich den Blick fürs Wesentliche: Regeln sind und bleiben Regeln, auch wenn man den Führerschein schon in der Tasche hat.
Ich bin allerdings auch der Meinung, dass man das begleitete Fahren noch soweit optimieren sollte, dass die Fahrbegleiter wissen, worauf sie zu achten haben. Denn häufig sind es gerade die Älteren, vermeidlich erfahrenen Autofahrer, die schon so "übererfahren" sind, dass sie glatt durch die Fahrprüfung fallen würden.
Und vor allem muss für den Fahrneuling Klarheit herrschen: denn wenn Fahrlehrer und Begleiter versuchen, einem verschiedene Dinge beizubringen, kommt man nur durcheinander.
Allen Fahranfängern einen schönen Start! Fahrt vorsichtig und mit Bedacht, denn Spaß hat man nur gesund mit einem intakten Auto. Und nicht vergessen: Don't drink and Drive!
Eure Toni
Fein =) Mir gings genau so. Kann deinen Standpunkt also voll nachvollziehen.
AntwortenLöschenHabe nach einem Jahr Begleitetem Fahren und einem Jahr in Mamas Auto einen eigenen Wagen bekommen, in dem ich nun seit fast 100.000km keinen bedenklichen Mist gemacht habe. - Nagut, einmal durfte ich 15€ Zahlen für 60km/h innerorts, aber mal ehrlich: Das ist nicht mal der rede Wert.
Vielen Dank für den Kommentar! Ich denke, so geht es vielen. Wenn man anfangs etwas im Zaum gehalten wird, legt sich die Aufregung über den neu erworbenen Führerschein schnell genug, dass man keinen größeren Mist baut. Kenne aber einige, die kaum ihren Führerschein hatten und ihn schon abgenommen bekommen haben. Das muss doch nicht sein oder?
AntwortenLöschenDoch, das muss schon sein! Die Polizei kann doch keine Ausnahme machen, nur weil jemand "neu" ist!
AntwortenLöschenDas war eine rhetorische Frage! Es muss nicht sein, weil man verhindern kann, dass man überhaupt in diese Situation gerät. So war das gemeint :)
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