Sonntag, 31. Juli 2011

Japan heute - das Leben nach dem Atomunglück in Fukushima


Heute habe ich mich mal wieder mit einem Freund aus und in Japan unterhalten. Seit einigen Monaten schon hält er mich darüber auf dem Laufenden, wie es den Menschen in Tokyo so geht, was sich ändert und was gleich bleibt.
Kurz nach der Atomkatastrophe, als Radioaktivität mit dem Wind nach Tokyo zu gelangen drohte, flüchtete er für einige Zeit nach Osaka. Zwar haben nicht viele Japaner Japan verlassen - ganz im Gegensatz zu den dort lebenden Ausländern, von denen sich viele fluchtartig auf den Weg zurück in die Heimat machten - dennoch strömten große Massen an Tokiotern zu den dortigen Flughäfen und suchten sich ein Ziel weiter im Süden. Doch der Alltag musste irgendwie weitergehen und so fanden sich die "Flüchtlinge" bald wieder in Tokyo ein und gingen ihrem Arbeits- und Lebensalltag in gewohnter Art nach. Der Freund, mit dem ich mich regelmäßig unterhalte, im Folgenden F., reiste damals nach Osaka zu einem Freund. Er arbeitete bei einer Werbeagentur und die hatte zu der Zeit schlagartig gar nichts mehr zu tun, daher war es für ihn kein Problem für eine ganze Weile fern zu bleiben. Während sich die Lage langsam wieder einpendelte, die Menschen wieder wie gewohnt zur Arbeit gingen, die Wirtschaft um ihr Leben ackerte und das Stromsparen begann, scheint für die Werbeindustrie das vorläufige Aus eingetroffen zu sein. Man hat einfach nicht die Mittel, neue Werbespots und Kampagnen zu produzieren. F. sagte mir, dass die meisten schlicht auf alte Inhalte zurückgreifen, um eine gewisse Vielfalt zu bewahren.
Ansonsten ist das Leben wie gehabt. Es bebt immer noch regelmäßig, es stürmt, es flutet. Vor allem der Norden hat einfach keine Ruhe. Die Menschen dort haben es alles andere als einfach: nicht nur fehlen ihnen Wohngelegenheiten, auch an Geld mangelt es. Im eher ländlichen Gebiet um Fukushima besteht der Hauptertrag aus der Produktion und Ernte von Lebensmitteln. Beides ist kaum mehr möglich. Und wird lange Zeit unmöglich bleiben. Glück im Unglück: eine Hungersnot wird so schnell nicht eintreten. Es gibt genügend Nahrungsmittel, selbst wenn diese importiert werden müssen. Vielleicht nicht mehr in gewohntem Maße, aber besser, als nichts.
Die Stromsparmaßnahmen der Japaner sind lobenswert, wenn auch nicht zwangsläufig bahnbrechend: Bahnstationen werden nicht klimatisiert (vor einigen Monaten wäre das bei den Temperaturen dort undenkbar gewesen), es fahren ca. 20% weniger Züge, Aufzüge und Rolltreppen sind ausgeschaltet. Wenn ich an meine Zeit dort zurückdenke, kann ich mir kaum vorstellen, wie das aussehen soll. Wenn ich an die deutschen Bahnstationen denke, würden wir diese Veränderungen wohl kaum wahrnehmen. Für japanische Verhältnisse ist das wahrscheinlich ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Es gibt aber auch Dinge, die sich nicht geändert haben. "Konbinis" - conveneince stores - die dafür bekannt sind, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche geöffnet zu haben, bleiben auch weiterhin geöffnet. Mancher hier würde denken, das sei absurd, wo in Japan wirklich an jeder Ecke ein Konbini steht. Stromsparend ist das auch nicht gerade. Dennoch sind einige Gewohnheiten wohl nicht wegzudenken. Und so können sich die Menschen auch weiterhin Tag und Nacht darauf verlassen, dass sie jederzeit etwas besorgen können, wenn ihnen etwas fehlt. Vielleicht gibt es ihnen auch Sicherheit - es gibt auch immer einen Ort, an den man flüchten kann.
F. hat im Übrigen seinen Job gewechselt. Die Flaute in der Werbeindustrie schmälert nicht nur den Arbeitsumfang, sondern auch das Gehalt. Nun arbeitet er als "Salesman", also Vertreter und verkauft Internetverbindungen. Es ist weniger kreativ, mindestens doppelt so anstrengend - dafür arbeiten mit ihm viele Gleichaltrige und das Gehalt ist etwas besser und stabil. Es soll nicht immer so bleiben, doch eine Wahl hat er vorerst nicht.
Was den Atomausstieg in Japan angeht: man denkt darüber nach. Doch im Moment vergeht die Zeit sehr langsam. Jeden Tag geschieht irgendwo irgendetwas Kleines: doch man glaubt daran, dass all die kleinen Veränderungen irgendwann eine große Wirkung haben werden. Zur Zeit bleibt es aber nur abzuwarten, was als nächstes passiert. Wann die Lage in Fukushima endlich stabilisiert wird, wann die Menschen dort wieder zu leben anfangen können.
Eine Freundin von mir reist regelmäßig nach Miyagi und hilft dort bei Aufräumarbeiten. Die Bilder, die sie macht, sind faszinierend. Zwischen all den Trümmern, zerstreuten Haushaltsgegenständen, Ruinen und dem Müll stehen Menschen, die in die Kamera lächeln. Vor allem die Kinder. So sind sie, die Japaner. Stets lächeln sie. Ich sage auch immer, es ist besser zu lachen, als zu weinen. Denn es bedeutet, dass man noch nicht aufgegeben hat. Trotz all der Niederschläge geht das Leben weiter und ich hoffe, dass alles so schnell wie möglich wieder gut wird.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Kohlrabi-Tomatensüppchen mit gebratenen Grießnockerln


Heute habe ich mal wieder gekocht. Nachdem ich am Wochenende nur Herbergskost genießen durfte, brauchte ich mal wieder etwas Frisches, Kreatives... und vor allem Schnelles, denn ich hatte riesigen Hunger und nicht viel Lust, zu warten.
Und weil bei mir nichts vergammeln soll (klar, immer klappt das nicht, aber ich gebe mir Mühe!), fand heute eine leichte Resteverwertung statt. Wir hatten vom Salat der letzten Tage noch einige Cherrytomaten übrig und zwei Kohlrabi im Kühlschrank, ein Süppchen sollte daraus zu machen sein, allerdings fehlt da der entscheidende "Pepp".
Wenn es um schnelles Zubereiten geht, kommen einige Köstlichkeiten besonders in Frage. Darunter sind Nudeln (aber wer will schon jeden Tag Nudeln), Vorgegartes oder Ofenfritten etc. (aber das ist auch nicht das Wahre)... oder Grieß! Grieß habe ich lange nicht mehr gegessen und die letzten paar Male immer nur als Nachspeise. Dabei kann man aus Grieß so viel mehr machen!
Für mein kleines und übrigens auch sehr leichtes Rezept braucht man Folgendes:
für 2 Personen
100g Hartweizengrieß
250ml Milch
etwas Butter
einen halben Teelöffel Salz
evtl. einen halben Becher Sahne
zwei Kohlrabi
einige Cherrytomaten
einen Esslöffel Gemüsebrühe
Gewürze
 
Und so gehts: Zunächst die Kohlrabi in Würfel schneiden, in einen Topf geben, diesen mit Wasser füllen, bis die Kohlrabi bedeckt sind und aufkochen lassen, später auf mittlere Hitze schalten. In der Zeit den Grieß zubereiten: Milch, Butter und Salz in einem Topf zum Kochen bringen, Grieß hineingeben, ca. eine Minute umrühren und vom Herd nehmen. Kurz abkühlen lassen und dann mit etwas angefeuchteten Händen kleine Nockerln aus der Grießmasse formen.
Nun die Cherrytomaten vierteln, am besten dabei nicht bis unten durchschneiden, sodass die Viertel zusammenhängen und wie eine Blume fallen. Die Tomaten in etwas Öl auf der Hautseite auf mittlerer Hitze anbraten und dann zu den Kohlrabi geben und weiter kochen lassen. Jetzt die Nockerln in Öl oder Butter (man braucht nicht viel, man muss es nur gut in der Pfanne verteilen) nach Geschmack kross braten, auf der ersten Seite scharf, dann runter schalten, sodass die zweite Seite langsamer weiter brät. Währenddessen die Gemüsebrühe, etwas Salz und die Sahne in die Suppe rühren und nach Belieben würzen, mit Pfeffer, Muskat, Paprika oder was auch immer. Danach beide Herdplatten ausschalten und die Nockerln auf der Suppe servieren.
Guten Appetit!

djo - Deutsche Jugend in Europa - ein Festival auf der Wasserkuppe


Einigen wird wohl aufgefallen sein, dass ich seit Freitag nichts Neues mehr geschrieben habe. Das liegt daran, dass ich am Wochenende gar nicht da war. Und dort, wo ich war, gab es weit und breit keine brauchbare Internetverbindung.
Mein Wochenende habe ich auf der Wasserkuppe verbraucht, dem höchsten Berg der Rhön, auf dem das vierte interkulturelle djo-Festival statt fand. Kennen werden das sicherlich die wenigsten und das nehme ich niemandem übel. Empfehlen kann ich das Festival aber allen, die Interesse an interkulturellem Austausch gepaart mit guter Laune, netten Menschen und viel Feiern haben und denen winterliche Temperaturen mitten im Sommer nichts anhaben können.
Ich habe dort mit meiner Theatergruppe teilgenommen, die ich seit sechs Jahren besuche. Es ist auch schon mein zweiter Auftritt dort, der letzte war vor ca. 4 Jahren. Ich schreibe es dem miesen Wetter zu, dass ich mich nicht mehr an viel erinnere und auch der Tatsache, dass ich kurz darauf ein Jahr in Japan gelebt habe, was sehr viel Speicher in meinem scheinbar doch etwas begrenzten Kontingent an Erinnerungsvermögen verbraucht hat. Das Festival dieses Jahr werde ich aber sicher nicht so schnell vergessen.
Die Anreise war recht lang, von Köln aus ca. 4,5 Stunden mit dem Reisebus. Doch mit ein wenig Obst, Gesang und vielen Gesprächen haben wir den Weg gut überstanden. Spät am Abend angekommen erwartete uns ein Rest Abendessen (Gegrilltes und Kartoffelsalat) und heißer Hagebuttentee. Dass der Kartoffelsalat meinem Magen nicht bekommen sollte, erfuhr ich leider erst am nächsten Tag, aber das will ich nicht weiter ausführen.
Nach dem Essen ging es dann erst auf unsere Zimmer, wir fanden unsere Betten, packten die sehr überschaubare Menge an Kleidung aus und machten uns fertig für die "Disco", die in einem Teil der recht großen Herberge statt finden sollte. Die Musik war gut und der DJ überraschend talentiert! Erwartet hatte ich den typischen "in letzter Sekunde noch wen gefunden, der einen Musikplayer betätigen kann"-DJ, der aktuelle Songs aus den Charts in eine Wiedergabeliste packt und dann auf "play" drückt. Doch der DJ machte seinem Namen alle Ehre und sorgte für gute Laune und viele Tanzwillige, die die Tanzfläche füllten. Die Nacht dauerte viele Stunden und irgendwann fanden wir uns dann auch endlich in unseren Betten wieder und schliefen ein.
Am nächsten Tag fand die obligatorische, etwas an Kindergarten erinnernde Begrüßung aller Teilnehmer und Besucher statt - in einem riesigen, eigens zum Zweck des Festivals aufgebauten Zelt. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und spielten Spiele. Trotz der recht elementaren Inhalte waren die spiele lustig: wir standen im Kreis und sollten Dinge imitieren, zu verschiedenen Melodien durch das Zelt laufen und unseren Namen rufen, wann immer wir jemandem begegneten oder alle gemeinsam "Aufwärmübungen" machen, die einige aus dem Musikunterricht der 5. Klasse kennen könnten. Doch alle machten mit! Ob groß oder klein, jung oder alt, schüchtern oder Macho - jeder machte sich zum Affen und alle hatten Spaß. An solchen Dingen scheitern viele Veranstaltungen - die Menschen machen einfach nicht mit! Und wenn niemand mitmacht, dann wirds schnell langweilig. Glücklicherweise endete die Begrüßung bevor eben dies passierte und das Programm begann.
Die Moderatoren der Veranstaltung sagten jeden Teilnehmer mit fleißig auswendig gelernten Floskel an und begrüßten in den ersten Stunden fast ausschließlich Tanzgruppen. Nun wird auch klar, wieso die Tanzfläche am Abend zuvor so voll gewesen ist. Doch einige der Darbietungen waren wirklich sehenswürdig! Z. B. war da eine Tanzgruppe aus Serbien (glaube ich zumindest), die zwar nicht viel Abwechslung in ihrer Choreographie hatten, aber ausgefallene Kostüme trug und etwas an Bollywood erinnerte, was natürlich Laune machte und zum nachmachen animierte. Weniger begeistert war ich von einigen, unter anderem auch deutschen, Volkstänzen - nicht wegen der Tänze, sondern wegen der sichtlich unbegeisterten Tänzer. Dann lasst es doch, wenns euch keinen Spaß macht! Wenn man von etwas selbst nicht überzeugt ist, werden es die Zuschauer auch nicht sein. Und das war der Hauptunterschied zur serbischen Gruppe: deren Tänzer lachten nämlich (ausgenommen davon ein Junge, der etwas unbeholfen und nervös wirkte und nur zwischendurch lächelte) und hatten richtig Spaß mit dem, was sie da taten. Es folgten weitere Tanzgruppen und ein wenig Gesang, wenig davon lies mich von meinem Stuhl aufstehen, aber Mitwippen hält auch ein wenig warm.
Was mich auch zum größten Unheil bringt, dass dieser Ausflug mit sich brachte: es war kalt, richtig, richtig kalt! Und es wurde immer kälter. Den zweiten Abend trübte das noch wenig: es gab viel Musik und Show, diesmal etwas professioneller, als tagsüber. Es traten Bands und Gruppen auf, die eigene und bekannte Stücke präsentierten, das Ganze mutierte nach und nach zum Rockkonzert, mit alles was dazu gehört: Ein Moshpit, mit "Wahnsinnigen", die in einem Radius von einigen Metern gegen einander springen, als würden sie sich die Köpfe einschlagen wollen. Alkohol betäubt halt die Schmerzrezeptoren... Dann waren da noch die Fans, die sich auf die Bühne schleichen und von den Veranstaltern wieder runter geschickt werden. Und letztlich die unzähligen "Zugabe"-Rufe des Publikums, dass einfach nicht genug kriegen konnte. Wir tanzen uns beinahe die Seele aus dem Leib.
Und als das Konzert zu Ende war, wanderten einige von uns noch weiter in die innen liegende Disco, die diesmal Remixe älterer Klassiker spielte. Die Musik hallte laut und endlos in den fast leeren Korridoren der Herberge wieder. Die Nacht war lang, verraucht und roch nach Bier und Hochprozentigem. So, wie es sich für ein Rockkonzert gehört. Und wir waren nicht nur auf einem gewesen - wir feierten unser eigenes Rockkonzert und grölten in die Nacht hinein, fast so als wollten wir, dass man uns unten im Tal noch hört.
Der Morgen war hingegen eher ernüchternd. Das Frühstück viel zu früh, der Schlaf "ungenügend" und die Stimme halbtot - wie es sich eben gehört. Was sich allerdings so gar nicht gehört, waren die eisigen Temperaturen, die im Juli dort herrschten. So hoch ist der Berg nun auch wieder nicht! Und warten konnten wir nicht unter den Decken unserer seit 10 Uhr geräumten Zimmer - sondern in der Kantine, die entweder keine Heizung hatte oder von den "Eremiten" der Wasserkuppe, die an Kälte gewöhnt waren, nicht beheizt wurde. Jedenfalls war es schweinekalt und der Reisebus, der uns zurück ins (zugegeben nicht viel weniger kalte und verregnete) Köln bringen sollte, kam und kam einfach nicht. Es gab noch einige Vorstellungen im Zelt, doch dort war es noch kälter und wie gesagt: Mitwippen hält eben nur bedingt warm. Wenigstens gab es noch heißen Tee, zeitweise. Und irgendwann kam auch der Bus. Und am Abend kamen wir auch endlich in Köln und kurz darauf zu Hause an, wo ein leckeres Abendessen, Decken und vor allem Nachrichten auf uns warteten. Was ich verpasst habe?
Anschläge in Oslo und den Tod von Amy Winehouse. Informationen zu ersterem konnte ich heute in den Nachrichten verfolgen. Und ein wenig schleicht sich bei mir ein schlechtes Gewissen ein - aber nur ein wenig. Es war dennoch eines der einzigartigsten und besten Wochenenden der letzten Jahre und ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich für nächstes Jahr ein Wochenende frei zu nehmen.
Und nehmt warme Jacken mit!

Die goldenen Regeln fürs Abnehmen, die überall im Internet verstreut sind, die aber niemand so richtig beherzigen will


Guten Morgen!
Viele werden das kennen: man schaut in den Spiegel und irgendwo am Körper entdeckt man eine Stelle, die einem missfällt. Dann schaut man genauer hin und entdeckt noch eine Stelle, noch eine Falte, noch eine Rundung zu viel, noch mehr Babyspeck, einen weiteren, kaum sichtbaren Rettungsring... Und wer sich dann noch auf die Waage traut, wünschst sich tunlichst, die erste Zahl gegen eine andere eintauschen oder einfach wegradieren zu können. Und man sitzt so da und denkt sich, wie viel man gerne an sich ändern würde. Und man sitzt und sitzt... Der tag vergeht, dann ein weiterer, eine Woche, Monate, Jahre... Und wieder steht man vor dem Spiegel und stellt dieselben Macken an sich fest, wieder zeigt die Waage Zahlen an, die man nicht sehen will, wieder grübelt man stundenlang darüber nach, wieso es eigentlich so ist, wie es ist.
Der Wunsch, abzunehmen, ist vor allem bei Frauen stark ausgeprägt. Und alle kennen die Gründe dafür: schöne, schlanke Frauen im Fernsehen, im Kino, in Zeitschriften und gerade wenn man beginnt zu glauben, dass es solche Frauen in der Realität ja doch nicht gibt, läuft eine hübsche junge Dame mit den perfektesten Maßen, die man je gesehen hat, an einem vorbei und man meint gesehen zu haben, wie sie höhnisch auf einen herabgeblickt hat, man sei zu fett, zu unförmig, zu unschön... Oft spielt einem da die eigene Fantasie einen Streich, aber mal ehrlich: diese Frauen gibt es wirklich! Wir können uns nichts vormachen: es gibt schlanke, hübsche Frauen, nicht nur im Fernsehen oder in der Zeitschrift.
Bevor man sich die ersten Diätpläne im Internet anschaut sollte man sich folgendes bewusst machen:
Goldene Regel Nummer 1: Jeder Menschen, absolut jeder Mensch, hat irgendetwas an sich, mit dem er nicht zufrieden ist. Leider sind es gerade die körperlichen Proportionen, die besonders sichtbar sind. Aber fürs Dünnsein gilt wie für Geld: es allein macht nicht glücklich.
Viele Frauen setzen sich, unzufrieden mit irgendetwas, in den Kopf: "Ich muss abnehmen!" Komischerweise scheint dies für viele die Lösung auf alle möglichen Probleme zu sein: Stress? Ich muss abnehmen! Widerspenstige Haare? Ich muss abnehmen! Die Jeans sitzt nicht? Ich muss abnehmen! Rot steht mir nicht? Ich muss abnehmen! XY mag mich nicht? Ich muss abnehmen! GNTM läuft? Ich muss abnehmen! etc. etc. Dass Abnehmen bei Stress nur noch mehr Stress bedeutet? Völlig egal. Dass widerspenstige Haare über dünnen Körpern nur noch widerspenstiger wirken? Belanglos. Das eine Jeans und ein Po einfach verschiedene Formen haben könnten? Kann nicht sein. Wem Rot nicht steht, dem steht vielleicht Grün? Ach, was... ich will aber Rot! Jemand mag dich nicht? Traurig, aber wer Dich nicht mag, wird Dich auch dünner nicht besser finden. GNTM sucht mal wieder das schönste Mädchen Deutschlands? Habt ihr die eigentlich mal von vorne gesehen? Im Gesicht? Wie viele von denen sind "schön" und nicht einfach nur dünn? Und was die Ausnahmen angeht: ja, die gibt es. Aber an den Genen kann auch eine Diät nichts ändern.
Goldene Regel Nummer 2: Niemand muss abnehmen, es sei denn, sein Gewicht macht ihn krank!
Goldene Regel Nummer 3: Wer ständig nur an sich herum meckert, bekommt hässliche Unglücksfalten, die sehen auch an dünnen Menschen s*****e aus.
Goldene Regel Nummer 4: Wer von Dir erwartet, dass Du schlanker sein solltest, als Du bist, es sei denn, Du bist dadurch gesundheitlich gefährdet, der wird, wenn Du schlanker bist nur noch mehr Erwartungen an Dich haben. Das nennt manHabgier - und niemand sollte Dich irgendwie anders haben wollen, schließlich gehörst Du doch Dir.
Viele bemitleiden Dinge an sich, für die sie gar nichts können. Da wären z. B. die zu breiten Hüften. Schmale Schultern, eine schöne Oberweite, eine schlanke Taille und dann... folgen diese monströsen, abartigen Ausgeburten eines Beckens: die Hüften! Zwei mal so groß wie der eigene Kopf, sie passen in keine Hose, jede Hälfte braucht in der Bahn einen Sitzplatz für sich! Hey, übertreiben wir es mal nicht. Es sind bloß Hüften. Ja, niemand hört gerne, dass die Evolution vorsieht, dass breithüftige Frauen besonders gebärfreudig sind. Das ist uns doch egal! Auf eine leichte Geburt würde so manche verzichten, wenn ihre Hüften bloß ein klein wenig schmaler wären. Wieso keine Frau auf die Idee kommt, die positiven Eigenschaften einfach für sich zu nutzen? "Man, hast Du breite Hüften." "Ja und? Dafür erwarten mich keine Schwangerschaftsstreifen, ich werde meinem Mann vor Scherzen nicht die Hand brechen und mein Kind noch vor der Geburt dafür verfluchen, dass es aus mir heraus will." Ja, das klingt gemein, aber würde man sich danach nicht besser fühlen, als wenn man gesagt hätte "Ja, die sind verdammt breit. Ich hätte gerne so Hüften, wie Du."?
Goldene Regel Nummer 5: Die Gene. Wieso ignorieren alle immer ihre Gene? Ja, man wünschst sich, sie wären nicht da. Aber sie sind da! Und darüber jammern hilft auch nicht. Mach das Beste aus Deinen Genen! Du hast sie, weil Du nur mit ihnen perfekt bist.
Goldene Regel Nummer 6: Krieg den A***h hoch! Ja, das war vorhin schon mal Thema. Man sitzt und sitzt und sitzt... Würde man wenigstens während eines Spaziergangs darüber nachdenken, wie unzufrieden man ist, hätte man die Hälfte schon geschafft.
Goldene Regel Nummer 7: Was wir wollen ist nicht abnehmen, sondern einen schöneren Körper. Für uns. Wer das nicht für sich will, hat schon verloren. Denn andere können einen zu schnell aufgeben. Bis man etwas für jemand anderen getan hat, hat der sich vielleicht schon etwas Neues überlegt. Und welche Frau tut nicht gerne etwas für sich? Mal ganz unabhängig von allen anderen?
Goldene Regel Nummer 8: Richtig, wir wollen nicht abnehmen, sondern einen schöneren Körper. Wer wirklich Übergewicht hat, der sollte abnehmen. Wer aber eigentlich schon schlank ist, aber hier und da noch etwas ändern möchte, der braucht nicht leichter werden. Ein dünner Körper, bei dem die Haut unter den Knochen her schwabbelt ist nicht ansehnlicher, als ein fülliger Körper, an dem alles herunter hängt. Genau kann ein fülliger, aber straffer Körper viel erotischer sein, als ein dünner , der in sich zusammen zu fallen droht. Optimal ist daher nicht "dünn", sondern, nennen wir es, stramm.
Goldene Regel Nummer 9: So schwer man sich damit auch tut, Bewegung und Fitness sind absolut unerlässlich für einen schönen Körper. Doch es muss nicht immer der klassische Sport sein! Die Wenigsten können sich vorstellen, dass ausgerechnet die Dinge, die Spaß machen oder die wir sowieso tun müssen zur Fitness beitragen können. Wer gerne ausgeht, sollte Tanzen gehen. Ob in einem Club oder bei jemandem zu Hause, Tanzen ist die spaßigste Fitness überhaupt! Man sollte allerdings auf Alkohol und Snacks zwischendurch verzichten. Nur Wasser trinken, wenn man Durst bekommt. Wer sich unter Menschen unwohl fühlt, kann einfach zu Hause tanzen. Beim Putzen der Küche einfach das Radio aufdrehen und sich mal völlig gehen lassen! Statt zu gehen, einfach mal von Zimmer zu Zimmerhüpfen oder auf Zehenspitzen laufen, als würde man einen Parcours machen. Spaß haben ist das beste Mittel und das einfachste: denn Spaß haben kann man, wenn man will, überall! Jede andere Art von Fitness ist natürlich auch von Vorteil.
Goldene Regel Nummer 10: Auf Gesundheit und Wohlergehen achten. Wer unglücklich ist, dem wird auch ein schönerer Körper nicht helfen, das sagte ich ja bereits. Daher ist es wichtig, sich nicht nur gesund zu verhalten, sondern auch, sich gesund zu ernähren und auf das eigene Wohl zu achten. Man darf sich zu nichts zwingen. Was aber Voraussetzung ist, um von dieser Regel Gebrauch machen zu dürfen, ist ein Plan. Zunächst sei gesagt, dass Kalorienzählen kein Muss ist, es ist aber immer gut, einen Überblick darüber zu haben, was in dem, was man isst drin ist. 100g können zwar wenig enthalten, aber man isst doch für gewöhnlich etwas mehr. Wie viel isst man wirklich? Isst man kalorienarm kann man ruhig mehr essen, isst man kalorienreich, und das ist durchaus erlaubt, sollte man halt an den Portionen schrauben. Ein Beispiel für einen Ernährungsplan wäre (außer, dass man sich dringend eine Ernährungspyramide anschauen sollte): jede Woche ein Lebensmittel aussuchen, dass absolut tabu ist und eines, das man in einem bestimmten Maße diese Woche genießen darf. Z. B.: eine Woche lang keine Sahnesoßen, dafür drei Schokoriegel, die man in dieser Woche essen darf. Das kann man auch auf mehrere Wochen oder Monate beziehen.
Mein letzter Versuch: einen Monat lang keine Snacks. Snacks sind die Dinge, die ich zwischendurch gerne esse. Das können Süßigkeiten, Knabbereien aber auch kleine Mahlzeiten sein.
Tja, das wars auch schon. Ob nun abnehmen, einen schöneren Körper bekommen oder ein besseres Körpergefühl: wer diese Regeln beachtet, diszipliniert ist und sich all den eigenen, noch so kleinen Macken stellt wird es schaffen. Viel Erfolg!

Donnerstag, 21. Juli 2011

Vorlesungsfreie Zeit – wenn die Semester die wahren Ferien sind


Die Semesterferien haben begonnen und mein Körper hat ganz ohne mein geistiges Zutun schon mal auf "Faulenzen" und "Ausschlafen" geschaltet. Und das ist eine wirklich schlechte Idee. Denn für mich bedeuten Semesterferien erst recht ganz viel Arbeit. Vor allem dieses Semester sieht es stressig aus: drei Hausarbeiten warten auf mich, eine im Programmieren, eine 20-seitige über Forschungsumgebungen und wahrscheinlich noch eine über Erzählstrukturen. Wer jetzt nicht weiß, was ich studiere - und selbst wer es weiß - wird sich fragen, was das bloß für eine chaotische Mischung ist. Eine richtige Antwort darauf kann ich nicht geben. So ist mein Studium eben aufgebaut.
Diese Woche habe ich mit den Recherchen zur ersten Hausarbeit angefangen. Wie so oft gestaltet sich diese als besonders kniffelig und langwierig und das nicht etwa, weil es zu wenig Literatur oder andere Quellen gibt, sondern weil es gar nicht so leicht ist einzugrenzen, was eigentlich in die Hausarbeit rein soll. Nehmen wir die Forschungsumgebungen: die Hausarbeit ist natürlich spezifisch auf die Umsetzung einer speziellen, nämlich virtuellen Forschungsumgebung und das auch noch für einen ganz speziellen Bereich bezogen. Das bedeutet, dass es nicht nur zu überlegen gilt, was eine Forschungsumgebung ist und wie sie aussieht, sondern wie sie in diesem ganz speziellen Fall aufgebaut sein und welche besonderen Anforderungen sie erfüllen soll. Und genau das fällt überhaupt nicht in die Thematik meines Studienfaches. Ich muss also wohl oder übel richtig weit über den Tellerrand blicken und mir andere Wissenschaften tiefgehend genug angucken, um die nötigen Komponenten für eine entsprechende Umgebung zu finden.
Wenn man genau darüber nachdenkt, ist das ein sehr großes Thema. Und eigentlich war es auch für eine Gruppe von sechs Studenten ausgelegt. Da es an meiner Uni mehrere Studiengänge gibt, deren Vorlesungsplan sich teilweise überschneidet, die Prüfungsordnung aber eine etwas andere ist, passiert es, dass einige Studenten verpflichtet sind, eine Hausarbeit als Leistungsnachweis abzugeben, andere jedoch nicht. Und so war es auch in meinem Fall: aus sechs Gruppenmitgliedern wurden nach Erkenntnis des Ausmaßes an Arbeit schnell drei, was ich keinesfalls verurteile. Was ich aber verurteile, ist die unglaublich unfaire Organisation, die es erlaubt, dass solche Gruppen überhaupt zustande kommen. Da ich einen Gesamtbericht erstellen soll, müssen sich die restlichen Mitglieder um die technische Realisierung kümmern. Dass das zu zweit gerade unmöglich ist, zeigt die Tatsache, dass die beiden verbliebenen Mitglieder bis heute, und es ist schon ein ganzes Semester vergangen, seit wir den Kurs beendet haben, keine Arbeit abgegeben haben. Aber wer kann es ihnen übel nehmen? Zu zweit eine ganze Forschungsumgebung aufzusetzen ist nicht unbedingt eine Aufgabe, die einem im 3. Semester leicht fällt. Aber nun gut, übrig bleiben also ich und mein Gesamtbericht. Aufgabe wäre gewesen, Anforderungen an eine Umgebung zu erläutern, unsere Pläne und Arbeitsschritte zu dokumentieren und das Resultat zu beschreiben und mit den Plänen vom Anfang zu vergleichen. Das Problem: es gibt kein Resultat. Es gibt nicht einmal einen richtigen Plan! Arbeitsschritte gibt es auch keine und die Anforderungen wurden auch nur sporadisch besprochen. Und das führt mich zu meinem Problem: ich muss mich jetzt in jedes einzelne Gebiet einarbeiten, das eigentlich von jemand anderem hätte bearbeitet und dessen Ergebnisse mir hätten zugeschickt werden müssen. Zwar sagte mir der Professor, dass niemand von mir erwarten könne, dass ich die Teile der anderen erledigte, allerdings erhöht sich mein Aufwand erheblich um all die Kleinigkeiten, die fünf andere hätten ausführlich erarbeiten müssen.
Und für bedeutet das: Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit! Ich muss meine Recherchen aus dem letzten Semester noch mal komplett neu aufrollen und meine Gliederung überdenken. Ich muss nicht nur in Bereichen suchen, die mir völlig fremd sind und auf die ich nicht vorbereitet war, sondern mir auch Schritte ausdenken, die hätten statt finden sollen und Ergebnisse erfinden, die man hätte vorlegen können.
An dieser Misere kann ich leider nichts ändern. Und so mutiert die vermeidlich doch recht leichte, schriftliche Hausarbeit aus dem letzten Semester zu meinem größten Feind in diesem. Und es wird nicht besser: für meine Programmierhausarbeit bin ich nur bedingt gut vorbereitet. Ich hatte dieses Semester viel Stress mit Arztbesuchen, Physiotherapien, einigen Referaten und ab zu liefernden Hausaufgaben. Und für die Arbeit über Erzählstrukturen fehlt mir jegliche Motivation, weil die Panik, die anderen Arbeiten nicht abzugeben, zu sehr an meinem Nervenknäuel nagt.
Zwar bin ich in meinem Studium schon recht weit, fertig, zumindest mit den Leistungsnachweisen aber noch lange nicht. Ich habe es nie geglaubt, aber der Bachelor ist tatsächlich alles andere als ein Kinderspiel. In der obligatorischen Studienberatung wurde ich gefragt, was ich, wenn ich noch einmal von vorne anfangen würde, gerne anders gemacht hätte. Nichts, sagte ich, mein Studium verlief bislang einwandfrei. Gewünscht hätte ich mir aber eine bessere Organisation von Seiten der Uni, damit ich mich voll auf mein Studium konzentrieren könnte, anstatt die Hälfte der Zeit mit Planung, Papieren und sich überschneidenden Stundenplänen zu verbringen.
Würde ich noch einmal von vorne anfangen, würde ich es vielleicht an einer kleineren Uni versuchen. Ich habe den Eindruck, dass die Kommunikation zwischen Student und Institution da einfacher verläuft, die Kurse vielleicht weniger voll sind, das Angebot der Nachfrage und nicht irgendwelchen Budgetkürzungen angepasst wird und die Betreuung der Studenten auf einer viel persönlicheren Ebene statt findet. Ich kann aber nicht von vorne anfangen. Und so gebe ich mit dem zufrieden, was ich habe und gebe  weiterhin mein Bestes in der Hoffnung, dass es gut genug ist, um in einem Jahr ein gut abgeschlossenes Bachelorstudium in der Tasche zu haben.

Dienstag, 19. Juli 2011

Japanisch für Anfänger - Lektion 4: Adjektive


In dieser Lektion wird es, wie der Titel schon verrät, um Adjektive gehen.
とうきょうのやちんはたかいです。 (とうきょう = Tokyo; やちん = Miete; たかい = hoch, teuer)
Mithilfe der Übersetzungen sollte es Euch leicht fallen zu verstehen, was der Satz bedeutet. 
In der letzten Lektion haben wir bereits folgende Struktur kennen gelernt:
わたし は NAME です。
Mit den Variationen:
わたし は げんき です。
und
わたし は びょうき です。
In der Lektion schrieb ich, dass beide Wörter (げんき und びょうき) zwar Nomen sind, in der Satzstruktur aber an der Stelle eines Adjektivs auftauchen. Heute klären wir, warum das so ist und wie man Adjektive im Japanisch einsetzt.
Zunächst müsst Ihr wissen, dass es zwei Arten von Adjektiven im Japanischen gibt:
i-Adjektive und
na-Adjektive
Die Buchstaben bezeichnen die Endung der Adjektive. i-Adjektive enden regelmäßig mit einem i (s. das Beispiel oben: たかい oder いい aus der letzten Lektion). i-Adjektive werden genau wie Adjektive im Deutschen benutzt, mit dem Unterschied, dass es keine Fallunterscheidung gibt:
Deutsch                    Japanisch
hoch                         たかい
das hohe Haus        たかい いえ
das Haus ist hoch    いえは たかい です
Eine weitere Besonderheit von i-Adjektiven ist, dass sie auch ohne Verb stehen können! Man könnte also sagen, dass i-Adjektive "halb Adjektiv - halb Verb" sind. Das folgende Beispiel:
とうきょうのやちんはたかいです。
könnte auch heißen:
とうきょうのやちんはたかい。
Diese Variante entspricht in etwa dem Unterschied zwischen formeller und informeller Sprache (s. Lektion 3). Während ein Verb (z. B. です) an das Adjektiv dran zu hängen höflich und üblich ist, zeugt es von einem lockeren und freundschaftlichen Verhältnis zum Gesprächspartner, wenn man das Verb (z. B. です) weglässt. Das klingt zunächst gar nicht schwer, doch man muss aufpassen: in Japan gelten bezüglich "freundschaftlichen Verhältnisse" etwas andere "Regeln". Ein Beispiel: Trifft man Deutschland einen gleichaltrigen jungen Erwachsenen, so einigt man sich sehr schnell und unausgesprochen auf ein "Du". In Japan sollte man sich an sein Gegenüber erst herantasten und schauen, mit was für einer Art Mensch man es zu tun hat. Viele empfinden es als "frech" oder sogar beleidigend, wenn man mit ihnen informell spricht. Obwohl diese Einstellung unter jungen Leuten immer weiter in den Hintergrund gerät, ist sie vor allem unter älteren Erwachsenen sehr präsent. Deshalb benutzen wir in diesem Kurs zunächst ausschließlich die formellen Formen.
Es gilt also bei Adjektiven: steht das i-Adjektiv nicht vor einem Nomen, sollte hinter das i-Adjektiv ein Verb!
na-Adjektive stehen an der selben Stelle, wie i-Adjektive, haben aber eine etwas andere "Zusammensetzung". Während das i-Adjektiv gemeinhin dem deutschen Adjektiv entspricht, ist das na-Adjektiv eine Kombination aus Nomen und einer Endung, die aus dem Nomen ein Adjektiv macht. So, wie das Gerundium aus Verben Nomen macht (laufen - das Laufen etc.). Auch im Deutschen kann man aus Nomen Adjektive machen und auch hier, indem man Endungen benutzt. Beispiele:
- haft (Gewissen + haft = gewissenhaft)
- lich (Natur + lich = natürlich)
- mäßig (Zahlen + mäßig = zahlenmäßig)
- isch/ig (Tier + isch = tierisch; Seele + ig = seelig)
Und es gibt noch viele mehr. Und diese Art von "Adjektivisierung" (ein kleiner Neologismus) erreicht man im Japanischen durch das anhängen von な.
Das funktioniert, wie auch im Deutschen, nicht mit allen Nomen. es gibt im Wortschatz der deutschen sowie der japanischen Sprache eine vorgegebene Menge an Nomen, die eine Adjektivform haben. Und zwei davon haben wir in der letzten Lektion kennen gelernt:
げんき (Gesundheit) wird zu げんきな (gesund, sich gut fühlend)
und
びょうき (Krankheit) wird zu びょうきな (krank, sich krank fühlend)
Im Gegensatz zu den i-Adjektiven muss hinter na-Adjektiven immer ein Verb stehen, wenn es nicht vor einem Nomen steht. Allerdings wird bei na-Adjektiven das Verb nicht einfach hinten dran gehangen, sondern das な durch das Verb ersetzt!
んきな ひと (Ein gesunder Mensch. - ひと = Mensch, Person)
Falsch: わたしは げんきな です。
Richtig: わたしは げんき です。
 
Beispiele:
やちんは たかい です。 (Die Miete ist teuer.) 
Miete      teuer   sein
 
たかい やちん
teure   Miete
 
しずか へや (しずかな = ruhig; へや = Zimmer)
ruhiges Zimmer
 
へやは しずか_ です。(Das Zimmer ist ruhig.)
Zimmer ruhig sein
 
Zusatz aus dem Deutschunterricht:
Falls Euer Deutschunterricht schon eine Weile her ist, möchte ich Euch kurz etwas in Erinnerung rufen: Adjektive sind keine Adverben!
Im Deutschen gibt es zwischen Adjektiven und Adverben praktisch keinen Unterschied:
 
Das Haus sieht schön aus. (Adjektiv)
Die Tänzerin bewegt sich schön. (Adverb)
 
Im Japanischen hingegen wird streng zwischen beidem unterschieden, und zwar durch Endungen, etwa wie im Englischen:
 
That house looks nice. (Adjektiv)
The dancer moves nicely. (Adverb)
(Wer sich etwas mehr in Sachen Grammatik auskennt oder den deutschen Teil etwas genauer erklärt kriegen möchte, schaut bitte in die Kommentare!)
 
Fazit: i-Adjektive sehen an jeder Stelle im Satz gleich aus, während na-Adjektive vor Nomen mit Endung stehen, vor Verben diese allerdings durch das Verb ersetzt wird.
Einige weitere Beispiele:
きれい = Schönheit: きれいな = schön
 
きれいな いえ = schönes Haus
 
いえは きれい です。 = Das Haus ist schön.
Haus   schön  sein
Mal ein anderes Verb:
する = machen, tun; ちゃ = (informell) Tee; くすり = Medizin
 
ちゃは きれい します。 = Tee macht schön.
Tee     schön  machen
 
くすりは げんき します。 = Medizin macht gesund.
Medizin gesund machen
 
Hausaufgabe:
Aufgabe 1:
Vokabeln lernen und schreiben
 
げんき
びょうき
たかい
ひと
しずかな
きれいな 
いえ
くすり
ちゃ
 
Aufgabe 2:
übersetzen
 
Aufgabe 3:
Adjektive richtig ergänzen
 
 
Lösungen zur Lektion 3:
folgt

Freitag, 15. Juli 2011

Aufhören zu rauchen, weniger rauchen, rauchen… Gar nicht erst anfangen? Ist der Weg wirklich das Ziel? – Teil 2


Wie gehen wir mit Problemen um?
Die hier genannten Punkte sind zwar schön und gut, sie durch zu setzen ist aber eine ganz andere Frage.
Erziehung: Zunächst sollten sich Eltern, die in ihrer Erziehung autoritäre oder vernachlässigende Züge entdecken, nicht dafür schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn es geht dabei nicht um sie. Niemand verurteilt Eltern, die mit der Erziehung überfordert sind, nicht wissen, wie sie etwas besser machen sollen, ihre Kinder nicht verstehen, an ihre Grenzen stoßen etc. Verurteilt werden diejenigen Eltern, die das wissen und nichts dagegen unternehmen.
Vorbildfunktion: Viele Erwachsene zeigen recht kindliche Züge, wenn es um ihr Rauchen geht. „Ich lasse mir doch nicht sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe.“ „Ich bin erwachsen und kann selbst entscheiden, was ich tue.“ „Ob ich rauche oder nicht ist meine Sache.“ All diese Sätze hört man immer wieder, doch ich wette, dass jeder Raucher insgeheim weiß, dass sie lediglich Ausreden für die verloren gegangene Kontrolle sind. Und diese Ausreden kennt jeder, der unter einer Sucht leidet, sei sie noch so klein.
Ausreden: Ich schätze Ihr fragt Euch, wie ein Nichtraucher Tipps geben kann, wie man mit dem Rauchen aufhören sollte? Die Antwort ist nicht schwer: zum einen leidet jeder Mensch an irgendeiner Sucht und es gibt einige ganz allgemeine Regeln, wie man diese bekämpfen sollte. Zum anderen habe ich oben ja die Theorie aufgestellt, dass man, um mit dem Rauchen aufzuhören, Eigenschaften braucht, die ein konsequenter Nichtraucher aufweist. Im Übrigen geht es auch überhaupt nicht darum, wer Euch Tipps gibt, wie man aufhört. Es geht darum, auf zu hören! Immer nur zu jammern „Du bist kein Raucher, du verstehst das nicht.“ hat auch noch niemandem geholfen. Denkt lieber „Du bist kein Raucher und ich will das auch schaffen!“ und lasst Euch auf die Hilfe ein, die Euch angeboten wird.
Unabhängigkeit: Ich habe als Kind immer an meinen Nägeln gekaut. Sagt bitte nicht, dass das überhaupt kein Vergleich ist. Denn das stimmt nicht. Das Nägelkauen war immer ein Kompensator für Stress und Ängste. Und bevor ich mich versah, konnte ich auch ohne Stress und Ängste nicht damit aufhören. Jede physische Sucht beeinflusst auch die Psyche. Zwar macht Nikotin physisch abhängig, das Rauchen selbst ist aber vielmehr eine geistige Abhängigkeit. Jeder verbindet mit dem Rauchen etwas anderes, für jeden spielt es eine andere Rolle im Leben. Und so reagierte auch ich auf Versuche, mich vom Nägelkauen abzuhalten, mit Sätzen wie „Ach, lass mich doch.“ „Ist doch meine Sache, wie meine Nägel aussehen.“ oder „Du kaust doch selber ständig an deiner Lippe.“ Was soll ich sagen: das Kauen hat meiner Gesundheit zwar nicht unbedingt geschadet, schön sehen meine Nägel allerdings nicht aus. Und ob sie jemals wieder normal wachsen, weiß ich auch nicht. Dennoch bin ich froh, dass ich mittlerweile schon über ein Jahr nicht mehr an meinen Nägeln gekaut habe. Viele „Süchtige“ (egal, wonach) entwickeln mit der Zeit die etwas selbstmitleidige Einstellung, ihre Sucht wäre ultimativ und mit anderen überhaupt nicht vergleichbar. Ich schätze, das rührt von dem unterdrückten Wunsch, aufzuhören und der ständigen Erkenntnis, dass man immer noch nicht aufgehört hat. Gewissermaßen ist auch das eine Ausrede: wenn man glaubt, die eigene Sucht sei eine der schlimmsten, dann scheint es gleich halb so tragisch, irgendwie verständlich und fast schon selbstverständlich, dass man scheitert. Und wenn das so ist, dann kann man ja eigentlich gar nichts dafür.
Einsicht: Ich bereue es, mit dem Nägelkauen angefangen zu haben. Nicht nur schäme ich mich ein wenig für meine Nägel, auch denke ich ständig, wie blöd ich ausgehen haben muss. Immer wenn ich Menschen sehe, die so hartnäckig an ihren Nägeln kauen, wie ich es früher getan habe, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Da denke ich schon mal „Das sieht ja aus, als würde er sich gleich die Hand rausreißen.“ oder „Der würde ich ja nicht die Hand geben.“ Es ist wie eine Schutzfunktion, die mich vor einem Rückfall bewahrt. Man sagt, „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.“ und das stimmt. Wer einsieht, dass er eine Sucht hat und begreift, dass sie nach Außen hin ganz anders wirkt, als man sie wahrnimmt, ich sozusagen selbst einmal von Außen betrachtet, kann die verloren gegangene Hemmschwelle langsam wieder aufbauen. Zum Beispiel merken Raucher nicht, dass sie stinken. Ich will direkt sein: es ist kein „riechen“, es ist ein „stinken“. Mir ist es z. B. äußerst unangenehm, neben jemandem zu sitzen, der morgens bereits so riecht, als hätte er eine ganze Schachtel auf einmal inhaliert. Nicht nur finde ich es unangenehm, mir wird davon ein wenig schlecht. Oft muss ich mich umsetzen. Und das wiederum könnte beim Raucher dazu führen, dass er sich mies vorkommt und darauf gleich die nächste Zigarette rauchen muss. Ist er das selbst schuld? Ja, schon. Kann er etwas daran ändern? Ja, das kann er. Doch eine Zigarette zu rauchen ist da viel einfacher. Es muss also etwas her, was unglaublich schwierig durch zu setzen ist:
Wille: Um mit dem Rauchen aufzuhören, braucht man einen starken Willen. Und zwar nicht den vorgegaukelten Willen, man würde mit dem Rauchen aufhören wollen und vielleicht erst einmal die Menge senken, weniger rauchen, Zigaretten mit weniger Nikotin bevorzugen… Nein, es braucht einen richtigen Willen, den Willen, irgendwann in den Spiegel zu gucken und zu sagen: „Ja, du hast es geschafft, du bist Nichtraucher!“ Den Willen, dass man nicht aufhören will, sondern aufhören wird. Ich denke das ist das größte Problem.
Ich habe heute ein wenig gegoogelt und dabei ist mir folgendes aufgefallen:
Suchanfrage                              Ergebnisse
 
aufhören zu rauchen                 2.900.000
weniger rauchen                       3.990.000
 
ich will aufhören zu rauchen     1.600.000
ich will weniger rauchen           2.340.000
 
Fällt Euch etwas auf? Zwar ist es löblich, den Zigarettenkonsum einschränken zu wollen, doch ist der Weg, nämlich weniger zu rauchen, wirklich das Ziel? Meiner Meinung nach hat jemand, der sich nicht von Anfang an das Ziel setzt auf zu hören, so gut wie keine Chance. Weniger rauchen ist gut, sogar besser, aber nicht am besten für die Gesundheit. Jemand, der mit dem Rauchen aufhören will, muss also zuerst an den Punkt gelangen, an dem er es ernsthaft durchzieht. Während die Grundvoraussetzung bei allen gleich ist, sind die Wege zum Aufhören sehr unterschiedlich. Dennoch sollte jeder, ob Raucher, Nägelkauer oder was auch immer, einige Dinge beachten.
1. Der erste Weg zur Sucht ist, sich Zeit für sie zu nehmen.
In vielen Fällen auch Langeweile. Aber in erster Linie die Zeit. Wer nicht die Zeit hat, zu rauchen, der tut es auch nicht. Wie auch, wenn keine Zeit dafür da ist. Man beginnt also damit zu analysieren, wann man raucht. Wann hat man die Zeit, und die hat man ja ganz offensichtlich, einige Minuten mit einer Zigarette zu verbringen? Ist es morgens nach dem Aufstehen? Oder erst nach dem Frühstück? Auf dem Weg zum Auto vielleicht, oder zur Bahn? Steht man erst noch eine Weile vor seinem Arbeitsplatz oder der Uni/Ausbildungsstätte und raucht, bevor man reingeht? Wie oft geht man während der Arbeit deswegen raus? Für andere Süchte gilt gleiches: wann neigt man dazu, der Sucht zu verfallen? Entstehen im Alltag, also regelmäßig bestimmte Situationen, in denen einem keine andere Wahl bleibt? Ist einem vielleicht einfach nur oft langweilig?
Die Lösung klingt einfach, ist aber umso schwerer durchzusetzen: Die Zeit, die einem Tag für Tag fürs Rauchen bleibt, muss irgendwie aus dem Terminplan gestrichen werden. Am einfachsten geht es, wenn man sich einen ganz genauen Tagesplan aufstellt: aufstehen (7:00), Kaffee kochen (7:05), anziehen (7:10), frühstücken (7:20), Zähne putzen (7:35), fertig machen (7:40), zur Arbeit gehen (7:45) etc. Erstens bleibt so mehr Zeit zum schlafen, zweitens weniger um zu rauchen. Für viele entwickelt sich der Fußweg irgendwohin, sei er auch noch so kurz, zum Rauchweg. Bräuchte man eigentlich nur eine halbe Minute zum Auto, werden es durch das Rauchen kurzerhand fünf oder mehr. Selbst wenn man es eilig hat, nutzt man die halbe Minute noch für einige wenige Züge. Diese Zeit gilt es sinnvoll zu überbrücken – und die Hände zu beschäftigen. Beispiel: Um auf dem Weg zum Auto keine Hände zum Rauchen frei zu haben, könnte man anstatt einer Tasche all seine Kleinigkeiten (Handy, Portemonnaie, Schlüssel etc. einfach so in die Hand nehmen. Im Auto angekommen kommt alles auf den Beifahrersitz (in der Bahn könnte er der Sitz neben einem sein, oder der eigene Schoß). Steigt man aus, nimmt man wieder alles in beide Hände und spaziert so direkt zum Arbeitsplatz, wo die Sachen wiederum irgendwo gut sichtbar abgelegt werden. Am besten wäre es, wenn man sich sogar noch mehr auslastet und mit einer Hand telefoniert. Dann kann man nämlich mit der anderen keine Zigaretten irgendwo raus fummeln. Denn die ist ja schon voll mit anderen Sachen.
Das ist natürlich nur ein Beispiel. Im Alltag lauern viele weitere Situationen, in denen man einfach nichts zu tun hat und die Hände frei sind.
2. Du willst damit nicht alleine sein, bist es nicht und brauchst Dir gar nicht einreden, du solltest es sein.
Wichtig ist auch, andere in das Vorhaben einzuweihen. So kann man ein Telefon nicht nur dann nutzen, wenn man etwas zu tun braucht, sondern auch, wenn man gerade Gefahr läuft, schwach zu werden. Die meisten Situationen, die einen zum Rauchen zwingen, sind Stresssituationen. Der Chef hat etwas blödes gesagt, der Computer will schon wieder nicht, die Kaffeemaschine ist kaputt… Alles Dinge, die uns aufregen. In einer solchen Situation auch noch den Stress zu ertragen, dass man nicht rauchen darf, ist sehr schwierig. Es könnte helfen, jemanden an zu rufen und zu erzählen, was gerade in einem vorgeht. Der Chef war gemein und man hat tierisch Lust eine zu rauchen. Aber man will es nicht. Und eigentlich will man es doch. Verdammt… Oft schafft man es sich so sehr in das Gespräch zu vertiefen, dass man plötzlich vergessen hat, dass man rauchen wollte. Man sollte zum telefonieren auch nie rausgehen und vor allem nicht dorthin, wo man sonst raucht. Sucht Euch einen neuen Ort, der nur dem Zweck dient, Euch jemandem anzuvertrauen und mit dem ihr euer Rauchen nicht assoziiert. Denn eine weitere wichtige Regel ist folgende:
3. Wer mit dem Rauchen aufhören will, ist vom ersten Tag an Nichtraucher.
Versucht erst gar nicht, Euch Eure Situation zum Leitspruch zu machen. Denn wer von sich behauptet, er würde „mit dem Rauchen aufhören“, der hat schon halb aufgegeben. Um das Selbstbewusstsein, die Siegessicherheit und das Bewusstsein für den neuen Lebensstil zu stärken, antwortet man auf die Frage „Raucht du?“ nicht „Ja, aber ich bin dabei auf zu hören.“, sondern „Nein.“ Welchen Vorteil das hat?
  1. Niemand bietet Euch eine Zigarette an. (und als Nichtraucher habt ihr natürlich auch keine dabei)
  2. Es ist Euch danach unangenehm, nach einer Zigarette zu fragen und ihr lasst es wahrscheinlich.
  3. Ihr werdet Euch nur ungern rauchend irgendwo blicken lassen, denn sonst würde man Euch ja als Lügner darstellen.
  4. Ihr seid offiziell Nichtraucher. Das heißt, ihr müsst nicht mehr aufhören, sondern „bloß“ nicht rauchen.
Viele stellen sich das Aufhören selbst als sehr schwierig vor, dabei ich es das „dabei bleiben“, was so schwierig ist.
4. Nichtraucher benehmen sich nicht wie Raucher.
Klingt irgendwie blöd, aber hat durchaus Sinn. Was den meisten Ex-Rauchern schwer fällt, ist sich danach von alten Gewohnheiten zu trennen. Wenn die Kollegen in der Pause vor die Tür gehen, geht man nicht mehr mit. Man geht zu den anderen Nichtrauchern und unterhält sich mit ihnen. Vielleicht sogar über das Nichtrauchen. Wie oben schon erwähnt, darüber reden macht die Sache leichter. Man setzt sich im Restaurant nicht in den Raucherbereich, sondern besteht darauf, im Nichtraucherbereich zu sitzen. Und geht wieder nicht mit den Rauchern raus, sondern unterhält sich drinnen mit den übrigen Nichtrauchern. Man geht überhaupt nicht freiwillig irgendwo hin, wo geraucht wird. Nicht jeder Nichtraucher macht das so, aber es ist ja auch nicht jeder Nichtraucher versucht.
5. Ursachen finden und minimieren
Die häufigste Ursache ist Stress und dagegen kann man leider nicht viel tun. Man kann sich aber Wege suchen, wie man Stresssituation besser bewältigt. Man könnte einen Meditationskurs besuchen oder sich zur Entspannung einmal die Woche eine Massage leisten. Am Wochenende die Zeit finden, sich etwas Gutes zu tun: etwas Leckeres kochen, ein Bad nehmen, vielleicht findet sich auch der ein oder andere neue Haustierbesitzer. Es ist aber wichtig, eine Gegenkraft zum Stress zu finden, etwas, worauf man sich freuen kann, etwas Beständiges, etwas nur für sich: eben das, was früher einmal das Rauchen war.
Ein Gang zur Maniküre wäre auch eine Idee. Sich mal was kleines in einem feinen Restaurant gönnen, sich den Nachmittag freinehmen und mit dem Fahrrad durch die Stadt oder einen Wald fahren, ohne anzuhalten.
6. Immer etwas dabei haben.
In akkuten Situationen können Kaugummis helfen. Es müssen keine Nikotinkaugummis sein, zuckerfreie Kaugummis könne auch schon wahre Wunder wirken. Kaugummi kauen lenkt nicht nur ab, es hilft auch, Aggressionen ab zu bauen. So ein Kaugummi hält viel aus, also keine Angst mal richtig fest drauf zu beißen. Nur bloß nicht zu fest, dann schmerzen nämlich die Zähne. Aber auch ein Nikotinkaugummi oder -pflaster kann helfen. Es mindert im richtigen Moment das Verlangen und beruhigt somit die Nerven. Denn viel mehr als die Stresssituation ist es die Nervosität, nicht rauchen zu können, die dazu führt, dass man erst recht raus geht. Wer gerade kein Erste Hilfe Leckerchen zur Hand hat, kann zu eher klassischen Methoden greifen: Bewegung. Ist die Verlockung gerade unerträglich groß hilft vielleicht ein Gang zum Treppenhaus und ein Sprint in die oberste Etage, um dem Stress den Garaus zu machen und das Verlangen nach einer Zigarette quasi im Keim zu ersticken. Danach ein kühles Glas Wasser und zurück zu Arbeit.
In anderen Fällen kann eine kalte Gesichtsdusche helfen, ein Biss in eine Zitrone, das Aufschreiben einer Notiz „Du schaffst das!“. Es gibt tausende Möglichkeiten, man darf nur nicht schlapp machen.
7. Nichtraucher, die sich zu einem Zug hinreißen lassen, sind immer noch Nichtraucher.
Warum sollte es bei Ex-Rauchern, also neuen Nichtrauchern, anders sein? Hat die Zigarette einmal gewonnen, heißt das noch lange nicht, dass alles vorbei ist und umsonst war. Natürlich: es wäre nur allzu schön, wenn man das annehmen könnte. Denn einfacher kann es kaum sein: wenn man scheitert, kehrt man an den Anfang zurück. Schon wieder eine Ausrede! Wer beim Joggen kurz stehen bleibt, kann doch auch noch weiter joggen, auch wenn es nicht einfach ist. Wer in einer Prüfung einen Blackout hat, hat sich damit noch lange nicht alle Chancen vertan! Wer in zehn Arbeiten eine 5 und sonst nur 1en geschrieben hat, ist deswegen doch kein schlechter Schüler.
8. Wer a sagt, muss auch b sagen.
Die beste Methode, am Ball zu bleiben, ist sich weitere kleine Ziele zu setzen. Wer ständig an sich zweifelt und glaubt, er schaffe es nicht weiter, sucht sich am besten eine Tätigkeit, mit der er sich das Gegenteil beweisen kann. Zum Beispiel kann man anfangen zu joggen, jeden Tag ein bisschen mehr, sich ein Ziel setzen und es ganz langsam erreichen. Man könnte etwas wieder aufnehmen, was man vor langer Zeit einmal aufgegeben hat. Man könnte anfangen zu zeichnen, zu basteln, zu kochen, zu schreiben, aufzuräumen, umzuräumen, sich neu ordnen… Und dabei immer im Kopf behalten, dass es darum geht, etwas durch zu ziehen, was einem Spaß macht.
9. Alle für einen und einer für alle.
Im Zeitalter des Internets finden sich schnell viele Menschen, mit denen man etwas gemeinsam hat. Wieso also auch bei der Entwöhnung nicht Menschen suchen, denen es genauso geht, die einen verstehen, mitfühlen, dasselbe durchmachen, Motivation brauchen, Motivation geben? Vor allem im Internet kann man durch seine allgemeine Anonymität alles los werden, was man sich sonst vielleicht nicht trauen würde. Man kann zu Fehlern stehen, aber auch anderen bei Problemen helfen. Nur eines sollte man beachten: das Leben findet immer noch in der Realität statt. Das Internet stellt eine Hilfe dar, ist aber kein Ersatz für das wirkliche Leben.
10. Können wir das schaffen? Ja… den Rest kennt ihr.
Ihr seid nicht die ersten und auch nicht die letzten, die mit einer Sucht zu kämpfen haben. Nehmt Euch an Erfolgserlebnissen anderer ein Beispiel und werdet mit Euren Errungenschaften selbst zum Vorbild für andere. Nichts ist unmöglich – auch aufhören nicht, egal womit. Also, viel Erfolg!